Bei der Meditation am Samstag, den 19. Oktober geht Heinz Grill gleich auf eine Frage von einer Teilnehmerin ein, dass es oft nicht so ganz klar ist wie eine Meditation beginnt. Heutzutage wird Meditation eher mit Entspannung und Wohlgefühl verbunden oder es gibt auch Formen, wo man sich von Musik mittragen lässt. Wie bereits in der Meditation vom 14. September 2019 erläutert wurde, ist es für die Meditation unerlässlich von Anfang an eine Polarität zwischen der Person, die meditiert, und dem gewählten Objekt zu schaffen. Diesbezüglich entstand nun die Frage, welche Rolle das Bewusstsein dabei einnimmt. Oftmals wird nach der Meditation gefragt: Konntest du dich gut entspannen?
Es gibt auch die Menschen, die sagen, dass sie keine Meditation brauchen, weil es ihnen sehr gut geht und gut im Leben zurecht kommen. Schlussfolgernd würde dies ja bedeuten, dass es denjenigen, die meditieren, nicht gut geht und nicht mit dem Leben zurecht kommen. Heinz Grill sagt jedoch, dass es egal ist, wie man sich fühlt, dass es keine Rolle spielt, ob es einem gut oder schlecht geht, denn in der Meditation wollen wir Gedanken schaffen bis hin zur Konzentration und uns weniger um physische Angelegenheiten (unseren Körper) kümmern. Auch Emotionen spielen keine Rolle, ob wir traurig oder wütend auf jemanden sind, ob das Wetter schön oder schlecht ist, all das hat keine Bedeutung. Für die Meditationspraxis müssen wir sogar all diese Emotionen überwinden und die physischen Bedingungen, das schlechte Wetter, die Schmerzen usw. beiseite lassen. Im Leben, zum Beispiel am Arbeitsplatz, wenn wir ein Gespräch mit einem Kollegen führen, müssen wir auch selbstdiszipliniert sein und uns nicht zu sehr beeinflussen lassen, sondern nach bestem Wissen und Gewissen darauf achten, wie wir mit den anderen um uns herum umgehen. Der Lehrer sollte nach einem Gespräch mit dem Schuldirektor seine Wut nicht an seinen Schülern auslassen.
Die Meditation beginnt immer mit einem Bewusstsein, das freier vom Körper ist. Zum Beispiel, wenn wir Kopfschmerzen haben und Meditationsübungen machen wollen, sollten wir nicht mit dem Bewusstsein in die Schmerzen eintauchen. Diese Disziplin ist auch für das Leben zu entwickeln, um die richtige Führung zu geben, d.h. wir müssen am Anfang immer von einer Trennung ausgehen, einerseits Person und andererseits die Emotion, und wir dürfen nicht von einer Einheit ausgehen.
Wenn wir die Meditation vom Körper aus beginnen, bspw. wenn wir in unsere Gefühlswelt eintauchen, sind wir bereits in der Einheit. Diese Einheit ist sehr deutlich wahrnehmbar aufgrund dieser angenehmen Gefühle oder manchmal auch unangenehmen Gefühle. Diese Gefühle stammen jedoch nicht vom Objekt, sondern sie kommen aus unserem Körper, aus unseren Organen, es sind Gefühle, die wir in uns haben. Aber etwas Wesentliches fehlt hierbei, eine solche Beziehung ist noch nicht ausgereift und man kann in diesem Fall nicht von Meditation sprechen, es handelt sich eher um ein Fallen in angenehme Gefühle, und zwar ohne Objektivität und ohne Beziehung zum Objekt.
Eine Teilnehmerin sagt: Das genaue Gegenteil von dem, was vorhin erwähnt wurde, würde passieren, wenn man von Anfang an diesen Prozess der Trennung zwischen sich und dem Objekt schafft, und zwar anstatt in sein Eigenes hineinzufallen, entsteht etwas Neues.
Im Leben hingegen ist es sehr verbreitet, sich mit Dingen oder Gefühlen zu verbinden, aber auf diese Weise schwächt der Mensch seine Schöpferkräfte. Mit der bewussten Trennung am Anfang wollen wir dauerhafte Werte schaffen, anstatt sich in die eigenen Emotionen zu flüchten.
Es ist nicht möglich, wahrzunehmen ohne Bewusstsein, und deswegen ist die Dualität am Anfang immer notwendig. Durch das Bewusstsein treten wir in eine Beziehung mit dem Objekt und erst so nehmen wir es wahr und entwickeln langsam die Einheit. Die Kenntnis des Objekts und das Gefühl dafür, entwickeln sich nur auf bewusste Weise mit viel Studium und Erfahrung und nicht durch eine unmittelbare Verbindung. Der Physiotherapeut entwickelt ein Gefühl für die Schulter durch studieren und durch sammeln Erfahrungen.
Wir können einen Mann nicht am Tag nach dem ersten Treffen heiraten, wir müssen ihn beobachten, zuerst mit etwas Abstand, dann mit etwas weniger Abstand, dann aus der Nähe, und danach kann man sich zur Heirat entschließen. Am Anfang schaffen wir die Dualität mit dem Bewusstsein, wir sehen den anderen, wir nehmen ihn wahr. Mit einer guten Beziehung nähert man sich langsam der Einheit an, und das bezeichnet man auch mit Liebe. Sowohl die Einheit als auch die Liebe sind jedoch das Ergebnis dieses Prozesses, nicht der Anfang.
Eine weitere Frage: Wie verhält es sich, wenn eine Person über eine Blume meditieren würde, sie begibt sich in die Blume hinein, dann kommt die Biene und sie versucht zu verstehen, wie sich die Biene fühlt. Heinz Grill sagte hierauf, dass wir auf jeden Fall etwas zur Seele hinzufügen müssen und uns nicht zu schnell vereinen dürfen. Eine Person, der Ehemann oder die Ehefrau, die wir jeden Tag sehen, sehen wir eigentlich nicht mehr, wir nehmen sie gar nicht mehr wahr. Aber wenn diese Person für ein paar Tage weg ist, nehmen wir sie wieder besser wahr. Oder das gleiche Phänomen in einer Seilschaft: Wenn es immer einen gibt, der vorausgeht, weil er es sehr gut kann, dann wird es für den, der nachsteigt zur Gewohnheit. Aber wenn sich der Vorsteiger zum Beispiel den Finger bricht und die andere Person nun voraus gehen muss, dann erst wird man sich den Fähigkeiten des Vorauskletternden wieder richtig bewusst.
Und ebenso ist es auf dem spirituellen Weg, diejenigen, die eine mittlere Zeitspanne dabei sind, haben nicht das Problem der Wahrnehmung spiritueller Gedanken und auch nicht der Anfänger, sondern vielmehr diejenigen, die diese Gedanken seit zwanzig Jahren kennen, die sind ein Problem, wenn sie die Gedanken als Gewohnheit betrachten. Es wird zu einem Automatismus und es ist nicht mehr das aktive Bewusstsein, das sich einem Gedanken gegenüberstellt.
Nehmen wir jetzt das Wort „Seele“. „Anima“ in der italienischen Sprache stammt es aus dem Griechischen „Anemos“, was mit Wind, Luft, Atem übersetzt wird und große kosmische Atmung bedeutet. Auf Deutsch kommt „Seele“ von dem Verb „sehen“, also mit wahrnehmen. „Atman“ in Sanskrit, der antiken Sprache Indiens, ist näher an der Bedeutung Luft, wie im Italienischen. Eigentlich gibt es drei Sanskrit-Wörter für die Seele: Atman, Buddhi und Manas. Heinz Grill erklärte, dass manas die einfache Seele, Buddhi die etwas tiefere und Atman die ganz tiefe Seele bezeichnet.
Heinz Grill fragte die Teilnehmer: Was verstehen wir unter Seele? Wir kennen das Wort und verwenden es wahrscheinlich des öfteren, aber die Beschreibung um was es sich wirklich handelt, ist nicht einfach. Jetzt müssen wir dieses Wort und seine Bedeutung vor uns entstehen lassen, damit wir es betrachten können, nicht aus dem Gewohnten heraus, sondern ganz neu analysieren, was ist Seele und was ist sie nicht.
Jeder fühlt, jeder nimmt auf individuelle Weise wahr, aber das Fühlen kann auch weiter, kosmischer werden. Man kann eine Person wahrnehmen, auch ohne sie zu sehen, denn wir entwickeln dieses Fühlen zu ihr. Es kann die Wahrnehmung auf die metaphysische Ebene erhöht werden.
Aber das ist nur mit einer guten Beziehung möglich, denn wenn wir nicht in Beziehung stehen, können wir den anderen Menschen nicht wahrnehmen. Die Seele ist nicht nur das, was wir in uns haben, sondern sie ist auch frei und lebt im Kosmos.
Die Seele ist kosmisch, sie ist mit den 7 Planeten Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn verbunden, aber sie lebt auch nah bei uns und sie lebt auch in uns. Im Laufe des Lebens ist die Seele mehr auf den Körper beschränkt, aber wenn ein Mensch stirbt, wird dieser kleine Seelenanteil dem Kosmos hinzugefügt.
Der Meditationssatz lautete: „Die Seele ist ein weiter Atem, jeder hat eine individuelle Seele, aber die Seele ist auch kosmisch.”
Der Gedanke, oder das Objekt, dadurch das er/es am Anfang in einer Dualität gehalten wird, hat somit die Möglichkeit, auf den Menschen zurückzustrahlen. Im Automatismus oder in der Gewohnheit strahlt der Gedanken nicht mehr zurück auf den Menschen dies führt zur Eigendrehung, zur Willkür. Aristoteles erklärte dies bereits vor über 2000 in seiner geistigen Schule, wo man die Mathematik gut und präzise lernen musste, um jegliche Art von Willkür zu vermeiden.
Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir blind sind für die geistige Welt, dieser Zustand wurde bereits in der Antike wie folgt beschrieben: Die Nacht für den Menschen ist Tag für den Weisen und umgekehrt die Nacht für den Weisen ist Tag für den Menschen. In der Antike sah man nicht so sehr die physische Form, man sah mehr das Wesen der Sache, man nahm vielmehr den Kosmos, die geistige Welt wahr, aber heute sind wir für die geistige Welt blind. Und in der heutigen Zeit müssen wir sowohl die physischen Formen betrachten als auch die kosmischen Gefühle entwickeln. Wir müssen regelrecht erweiterte sensible Wahrnehmungsorgane entwickeln.
Vielleicht diejenigen, die ihre Sicht verloren haben, diejenigen nicht mit den Augen sehen können, entwickeln meist mehr dieses sensible Fühlen, sie entwickeln diese Wahrnehmungsorgane.
Eine Teilnehmerin bemerkte: Aber wer sagt, dass all das, was wir jetzt über die Seele über den Kosmos, über die Antike gehört haben, wahr ist?
Zum jetzigen Zeitpunkt handelt es sich um eine Hypothese und mit dieser Hypothese erschaffen wir uns eine gute Vorstellung. Um zu erkennen, ob es sich dabei um eine Wahrheit handelt oder nicht, müssen wir uns mit diesem Argument einige Zeit auseinandersetzen und vertiefen. Es entsteht mit der Zeit ein Gefühl der Wahrheit oder auch der Unwahrheit.
Übersetzt aus dem Italienischen
von Caterina