Das Kreieren von Bildern und die Entwicklung des Herzzentrums

Die Meditation, am 18.05.2019, fand im großen Saal mit Kaminfeuer des Hotels am Tennosee statt. Es waren viele Personen aus Deutschland, Österreich und Italien anwesend. Die Ausführungen von Heinz Grill zu einer zeitgemäßen Meditationsform mit einem Meditationsinhalt waren sehr praktisch.

Ein Inhalt wie das Herzzentrum lässt sich nicht meditieren, indem der Einzelne seine Aufmerksamkeit nach innen richtet, in sein Inneres, in die Region seines physischen Herzens. Um diese Erfahrung selbst zu machen, leitete Heinz Grill an, eine Sitzhaltung mit geradem Rücken und geschlossenen Augen einzunehmen und jeder sollte sich auf sein Inneres, auf seine Herzregion für ca. 1-2 Minuten konzentrieren und diese Region erspüren. Auf diese Weise kann der Einzelne eventuell eine Wärme wahrnehmen oder auch ein Ruhig-werden. Dies beruht aber nicht auf eine Erkenntnis über das Herzzentrum, sondern soweit ich es verstanden habe, ist das Ruhig-werden ein Ergebnis dieser Konzentration auf eine bestimmte Sache, in diesem Fall die Herzregion.

Zur inhaltlichen Meditation über das Herzzentrum benötigt es ein Bild. Das nächste praktische Beispiel für eine inhaltliche Meditation war dann dementsprechend mit Bild, das Heinz Grill dann beschrieb und dann jeder selbst gedanklich aufbaute. Wieder wurde eine Sitzhaltung mit geradem Rücken eingenommen, entweder mit geschlossenen oder mit geöffneten Augen. Wichtig ist, dass der Blick nicht rastlos umherschweift und dass der Gedanke sich nicht verliert durch ein In-sich-Versinken mit geschlossenen Augen. Das Herzzentrum ist auf der Höhe des physischen Herzen lokalisiert, ungefähr beim 4.,5. Brustwirbel. Das Herzzentrum befindet sich zwischen dem darüber gelegenem Kopfbereich und dem darunter gelegenem Stoffwechselbereich. Es hat eine ausgleichende Funktion zwischen diesem oberen und dem unteren Pol. Für 2 Minuten dachten wir dieses Bild.

Für das dritte praktische Meditationsbeispiel wurde das Bild erweitert. Für ca. 6 Minuten bauten wir folgendes, von Heinz Grill beschriebenes Bild auf: Das Herzzentrum ist das 4. Zentrum, es liegt genau zwischen 3 oberen Zentren, dem 5.,6.,7. Zentrum und den 3 unteren Zentren. Das Herzzentrum harmonisiert diese unteren mit den oberen Zentren.

Bei der vierten Meditation ging es um eine esoterische Aussage, die im Laufe des vorangegangenen Studientages schon zur Sprache kam. Generell ging es hierbei um die Frage nach dem Selbst, bzw. dem Ich des Menschen. Und es gibt eigentlich kein höheres und kein niederes Ich, sondern vielmehr kann das Ich aktiv sein oder eben nicht, das hängt vom Bewusstsein ab, ob dieses wach oder schlafend ist. Die Evangelienstelle, in der die Rede von den 12 Jüngern ist, die schlafen, berichtet genau von diesem nicht vorhandenen Ich mit einem schlafenden Bewusstsein. Es handelte sich nicht um einen physischen Schlaf, bei dem die Jünger im Bett liegen, sondern es ist esoterisch zu verstehen, im Sinne, dass das Bewusstsein in dieser Situation nicht aufrecht erhalten werden konnte. Es ist dies eine Situation, die auch in unserer heutigen Zeit zutrifft. Das Bewusstsein über die aktuellen Geschehnisse wird nicht aufrecht erhalten, man spricht im esoterischen Sinne von einem Schlaf. Das war das Bild der vierten Meditation.

In dem dramatischen Moment schlafen wir, weil wir kein Bewusstsein haben. Es gibt auch das Phänomen, die Augen absichtlich zu schließen. Heute haben wir viele Herausforderungen, der Mensch schließt die Augen, weil es ihn nicht selbst betrifft, sondern nur seinen Nachbarn. Ein Beispiel ist die Impfsituation in Deutschland: Auch Erwachsene, die bereits Masern hatten, müssen sich impfen lassen. Wir sind im Äußeren wach, aber im Inneren schlafen wir. Wir sind fast gezwungen, die Augen zu schließen, denn die heutige Zeit ist sehr schwierig, wir können die Realität kaum ertragen.

Da war die Frage: „Warum hat Petrus verraten?“ – Weil sein Bewusstsein nicht ganz wach war.
Das Bild der Apostel ist auch in unserer Zeit real. Schlafen ist ein Bewusstseinszustand. Allerdings sollte die schlechte Person nicht als ganze schlechte Persönlichkeit verurteilt werden. Man muss zwischen schlechten Aktivitäten und der Person unterscheiden und auch verstehen, warum sich die Person in diesem Zustand befindet. Ein Teilnehmer sagte, es ist oft so, dass die Person ihre eigenen Projektionen nach außen gibt. Man sollte also auch sich selbst sehen, so wie es im Lukasevangelium heißt: „Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber im eigenen Auge bemerkst du nicht?

Schlaf ist der Ausschluss des Bewusstseins, und es braucht Mut zum Bewusstsein. In der Übung des Kamels, einer Rückwärtsbeuge, wird dieser Mut geübt. Trotz der großen Spannung, in der sich der Körper befindet, hält man inne, ergreift wieder die Vorstellung für eine größere Rückwärtsbeuge und führt sie dann mit dem Körper aus. Das Kreieren eines Bildes ist wichtig für die Meditation und für die spirituelle Entwicklung. Dazu muss man die Texte studieren, gute Texte und dann das Bild erzeugen. Diese Aktivität führt zur Entwicklung des Herzzentrums.

Die Bilder über das Herzzentrum konnten sehr lebendig aufgebaut werden und sie lebten auch noch nach der Meditation weiter im Raum, das Bild der schlafenden Jünger, des nicht wachen Bewusstseins war etwas schwieriger zu denken und daher nicht so lebendig im Raum.

Ob das Bild, das aufgebaut wird, auch der Sache entspricht, d.h. ob es einen Wahrheitsgehalt hat bzw. ob es eine Logik in sich trägt, kann durch wiederholtes Meditieren in Erfahrung gebracht werden. Dieses Wahrheitsgefühl zu erlernen ist durch wiederholtes Hinwenden und Meditieren möglich, vergleichbar mit der Mathematik, bei der man das Rechnen lernt.

Normalerweise schaffen wir keine Bilder im Leben, diese Kraft fehlt uns. Auch für unser Haus gibt es den Architekten, der denkt und plant für uns, es sind nicht wir selbst, die die Vorstellungen schaffen. Im Yoga können die Teilnehmer auch Bilder kreieren, was sie lernen wollen. So erschafft nicht nur der Lehrer die Vorstellungen, sondern es wird der Yogakurs zu einer Schöpfung von allen. Die Dinge ändern sich, wenn viele Menschen Bilder kreieren.

Es ist zu unterscheiden zwischen der Erschaffung eines Bildes oder Missionieren. Ein freies Bewusstsein muss entwickelt werden und zwar nicht durch Auflagen oder Missionierung. Das heutige Zeitalter erschwert alles, wir müssen die idealen Bilder frei kreieren, z. Bsp. für unseren Ehemann/Frau, für eine geeignete Pädagogik.

Um das Herzzentrum zu entwickeln, müssen wir Bilder kreieren. Dazu können wir einen Text, ein oder zwei Absätze lesen und dann den Inhalt wieder als Bild schaffen. Heinz Grill empfiehlt, die Phasen täglich aktiv zu pflegen, ohne zu lange Pausen, in denen nichts passiert. Wichtig ist Ziele zu haben, wie den Kopfstand zu beherrschen oder das Herzzentrum zu entwickeln, welches ein weitaus umfangreicheres Ziel ist. Hierfür brauchen wir ein passendes Buch wie bspw. „Die Seelendimension des Yoga“ von Heinz Grill. Die Literatur von Rudolf Steiner enthält zu diesem Thema keine so detaillierten Informationen. Selbst die bloße Konzentration der Blumen oder Pflanzen reicht nicht aus, man neigt dazu, sich eine zu romantische Realität zu schaffen.

Zum Abschluss wurde noch die erste Zeile des vedischen Mantra „Asato ma sat gamaya“ von Heinz rezitiert, welches wir dann alle gemeinsam sprachen oder besser gesagt, sangen, denn die Sanskritsprache ist eine sehr melodische Sprache. „Führe mich vom Nicht-Sein ins Sein“ oder anders ausgedrückt „Führe mich vom Nicht-Ich ins Ich“, ist die Bedeutung dieses Mantras. Das Selbst als Kraft oder als Nicht-Existenz. Spiritualität ist in jeder Lebenssituation zu verwirklichen, nicht nur im Yoga, sondern auch in der Arbeit, im persönlichen Leben, etc…

Caterina und Viviane

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